!!!Folgender Artikel ist von http://www.oora.de/hefte/heftarchiv/heft-40/segen-salbe-sammeleimer-herr-k-besucht-einen-gottesdienst.html , und hat mir sehr gefallen!!!
MISSION
Segen, Salbe, Sammeleimer
Herr K. besucht einen Gottesdienst
Text: Günter J. Matthia
Was passiert, wenn sich tatsächlich einmal ein neugieriger Besucher in eine dieser geheimnisvollen Veranstaltungen namens »Gottesdienst« wagt? Satirische Einblicke zum Gemeinde-Erstkontakt des Herrn K.
// Daniel K. fand in seinem Briefkasten eine Einladung zu einem Gottesdienst. Nicht in einer Kirche, sondern in einem »Zentrum«. Herr K. war neugierig, seine Frau eher skeptisch. Also machte er sich eines Sonntags alleine auf den Weg.
10.00 Uhr: Herr K. sitzt auf seinem Platz im Gemeindesaal. Nichts deutet darauf hin, dass irgendetwas in absehbarer Zeit anfangen würde. Also liest er zum vierten Mal den Zettel mit den Veranstaltungshinweisen für die nächste Woche.
10.10 Uhr: Fünf Menschen betreten die Bühne, nehmen hinter ihren Instrumenten Platz und stimmen ein Lied an. Die Leute im Saal stört das nicht sonderlich bei ihren Begrüßungen und Plaudereien. Einige, die schon saßen, stehen allerdings auf. Herr K. weiß nicht recht, warum. Vorsichtshalber bleibt er sitzen.
10.15 Uhr: Eine Sängerin auf der Bühne bittet darum, die Plätze einzunehmen, da man nun anfangen wolle. Das Lied wird fortgesetzt. Die Besucher stehen fast alle, den Blick zur Leinwand gerichtet, auf die der Text des Liedes projiziert wird.
10.26 Uhr: Ein Mann löst die Musiker auf der Bühne ab, um die Anwesenden zu begrüßen und dann das vorzutragen, was auf dem Zettel steht, den Herr K. mehrmals gelesen hat.
10.36 Uhr: Inzwischen erklärt der Mann auf der Bühne, dass Gott einen fröhlichen Geber lieb habe. Herr K. fragt sich, ob man die Liebe Gottes wirklich so einfach bekommt. Je größer die Summe in der Kollekte, desto mehr wird man geliebt? Sei's drum, vielleicht soll man jetzt nicht denken, sondern spenden. Der Mann auf der Bühne zitiert nun aus seiner Bibel, dass jeder das geben soll, was er sich im Herzen vorgenommen hat. Herr K. hat sich eigentlich gar nichts vorgenommen.
10.40 Uhr: Die Musiker kommen wieder auf die Bühne. Es sei Zeit für die Anbetung, erfährt Herr K. Die Sängerin erklärt, dass vorne die Salbung stärker sei. Herr K. bleibt in seiner Reihe, an seinem Platz. Er weiß nicht, was Salbung ist und will auch eigentlich nicht mit Salbe behandelt werden.
10.45 Uhr: Es werden Eimer durch die Reihen gereicht. Herr K. reicht den Eimer an den Nachbarn weiter, ohne etwas zur Sammlung beizutragen. Er hat ein wenig ein schlechtes Gewissen.
11.00 Uhr: Die Musik wird besinnlicher. Es ändert sich allerdings nichts an der verblüffenden Tatsache, dass ein Lied mit dürftigen acht oder zehn Textzeilen durch Wiederholungen und Wiederholungen der Wiederholungen leicht sechs bis sieben Minuten dauern kann. Ob vielleicht nur wenige Lieder zur Verfügung stehen?
11.10 Uhr: Der Pastor hat den Weg zum Rednerpult gefunden, und alle setzen sich wieder. Herr K. sitzt schon eine Weile. Bevor der Pastor predigt, dürfen einige Menschen über das Mikrophon sprechen. Einer erzählt, dass er während des Gesanges eine Blumenwiese gesehen habe, und dass das bedeuten würde, dass Gott die Menschen liebt. Herr K. wundert sich. Womöglich hätte er doch die Salbe abholen sollen, um das nun zu begreifen?
11.20 Uhr: Der Pastor predigt. Herr K. hört zu. Es scheint um Erfolg zu gehen.
11.40 Uhr: Der Pastor predigt. Herr K. fragt sich, warum er dabei quer durch die Bibel von einem halben Vers hier über zwei Verse dort zu einem Viertelvers irgendwo anders springt. Vermutlich will er seine Gedankengänge mit einem biblischen Fundament versehen. Herr K. hat Mühe, den Gedankengängen zu folgen.
11.50 Uhr: Der Pastor predigt. Herr K. überlegt, wen er zur Geburtstagsfeier in vier Wochen einladen möchte.
12.10 Uhr: Der Pastor sagt Amen. Die Musiker kommen wieder auf die Bühne. Menschen, die Gebet oder Segen wünschen, dürfen während der nun folgenden Musik nach vorne kommen. Herr K. fragt sich, ob es im Foyer Kaffee geben wird.
12.15 Uhr: Es wird immer noch gesungen. Einzelne, die wohl mit außerordentlichem Mut versehen sind, entfernen sich aus dem Saal. Herr K. zögert. Er will nicht unangenehm auffallen.
12.30 Uhr: Die letzten Töne sind verklungen, und Herr K. hat einen Kaffee ergattert, für 70 Cent. Der Preis ist in Ordnung, findet er. Eine ältere Dame spricht Herrn K. an, ob er zum ersten Mal hier sei. Herr K. nickt. Ob er denn Lust habe, am Mittwoch zum Hauskreis zu kommen, fragt die Dame. Herr K. weiß nicht, was ein Hauskreis ist, aber er schreibt sich Adresse und Uhrzeit auf.
13.00 Uhr: Frau K. fragt ihren Mann, ob ihm der Besuch in der Gemeinde gefallen und was denn der Pastor gepredigt habe. Herr K. runzelt die Stirn. »Nun ja«, murmelt er, »vielleicht war das eine Veranstaltung für Eingeweihte.«
10.10 Uhr: Fünf Menschen betreten die Bühne, nehmen hinter ihren Instrumenten Platz und stimmen ein Lied an. Die Leute im Saal stört das nicht sonderlich bei ihren Begrüßungen und Plaudereien. Einige, die schon saßen, stehen allerdings auf. Herr K. weiß nicht recht, warum. Vorsichtshalber bleibt er sitzen.
10.15 Uhr: Eine Sängerin auf der Bühne bittet darum, die Plätze einzunehmen, da man nun anfangen wolle. Das Lied wird fortgesetzt. Die Besucher stehen fast alle, den Blick zur Leinwand gerichtet, auf die der Text des Liedes projiziert wird.
10.26 Uhr: Ein Mann löst die Musiker auf der Bühne ab, um die Anwesenden zu begrüßen und dann das vorzutragen, was auf dem Zettel steht, den Herr K. mehrmals gelesen hat.
10.36 Uhr: Inzwischen erklärt der Mann auf der Bühne, dass Gott einen fröhlichen Geber lieb habe. Herr K. fragt sich, ob man die Liebe Gottes wirklich so einfach bekommt. Je größer die Summe in der Kollekte, desto mehr wird man geliebt? Sei's drum, vielleicht soll man jetzt nicht denken, sondern spenden. Der Mann auf der Bühne zitiert nun aus seiner Bibel, dass jeder das geben soll, was er sich im Herzen vorgenommen hat. Herr K. hat sich eigentlich gar nichts vorgenommen.
10.40 Uhr: Die Musiker kommen wieder auf die Bühne. Es sei Zeit für die Anbetung, erfährt Herr K. Die Sängerin erklärt, dass vorne die Salbung stärker sei. Herr K. bleibt in seiner Reihe, an seinem Platz. Er weiß nicht, was Salbung ist und will auch eigentlich nicht mit Salbe behandelt werden.
10.45 Uhr: Es werden Eimer durch die Reihen gereicht. Herr K. reicht den Eimer an den Nachbarn weiter, ohne etwas zur Sammlung beizutragen. Er hat ein wenig ein schlechtes Gewissen.
11.00 Uhr: Die Musik wird besinnlicher. Es ändert sich allerdings nichts an der verblüffenden Tatsache, dass ein Lied mit dürftigen acht oder zehn Textzeilen durch Wiederholungen und Wiederholungen der Wiederholungen leicht sechs bis sieben Minuten dauern kann. Ob vielleicht nur wenige Lieder zur Verfügung stehen?
11.10 Uhr: Der Pastor hat den Weg zum Rednerpult gefunden, und alle setzen sich wieder. Herr K. sitzt schon eine Weile. Bevor der Pastor predigt, dürfen einige Menschen über das Mikrophon sprechen. Einer erzählt, dass er während des Gesanges eine Blumenwiese gesehen habe, und dass das bedeuten würde, dass Gott die Menschen liebt. Herr K. wundert sich. Womöglich hätte er doch die Salbe abholen sollen, um das nun zu begreifen?
11.20 Uhr: Der Pastor predigt. Herr K. hört zu. Es scheint um Erfolg zu gehen.
11.40 Uhr: Der Pastor predigt. Herr K. fragt sich, warum er dabei quer durch die Bibel von einem halben Vers hier über zwei Verse dort zu einem Viertelvers irgendwo anders springt. Vermutlich will er seine Gedankengänge mit einem biblischen Fundament versehen. Herr K. hat Mühe, den Gedankengängen zu folgen.
11.50 Uhr: Der Pastor predigt. Herr K. überlegt, wen er zur Geburtstagsfeier in vier Wochen einladen möchte.
12.10 Uhr: Der Pastor sagt Amen. Die Musiker kommen wieder auf die Bühne. Menschen, die Gebet oder Segen wünschen, dürfen während der nun folgenden Musik nach vorne kommen. Herr K. fragt sich, ob es im Foyer Kaffee geben wird.
12.15 Uhr: Es wird immer noch gesungen. Einzelne, die wohl mit außerordentlichem Mut versehen sind, entfernen sich aus dem Saal. Herr K. zögert. Er will nicht unangenehm auffallen.
12.30 Uhr: Die letzten Töne sind verklungen, und Herr K. hat einen Kaffee ergattert, für 70 Cent. Der Preis ist in Ordnung, findet er. Eine ältere Dame spricht Herrn K. an, ob er zum ersten Mal hier sei. Herr K. nickt. Ob er denn Lust habe, am Mittwoch zum Hauskreis zu kommen, fragt die Dame. Herr K. weiß nicht, was ein Hauskreis ist, aber er schreibt sich Adresse und Uhrzeit auf.
13.00 Uhr: Frau K. fragt ihren Mann, ob ihm der Besuch in der Gemeinde gefallen und was denn der Pastor gepredigt habe. Herr K. runzelt die Stirn. »Nun ja«, murmelt er, »vielleicht war das eine Veranstaltung für Eingeweihte.«
Ob Herr K. einen Hauskreis besuchen wird, bleibt abzuwarten. Immerhin ist er ja von Natur aus neugierig. ///
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