Dienstag, 28. Juni 2011

Pilgerreise zur seligen Ewigkeit


Pilgerreise zur seligen Ewigkeit

 (Google eBook)
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"Als ich durch die Wüste dieser Welt wanderte, kam ich an eine Stelle, wo eine Höhle') war. Hier legte ich mich nieder, um zu schlafen, und als ich schlief, halte ich einen Traum. Mir träumte, und siehe ich sah einen Mann da stehen, der war gekleidet in schmutzige Lumpen, das Gesicht hatte er von seinem Hause weg« gewandt, ein Buch in der Hand und eine große Last auf dem Rücken. ) Ich gab Acht und sah, dass er das Buch aufmachte und darin las. Und als er las, fing er an zu weinen und zu zittern, und da er sich nicht länger halten konnte, brach er in den Angstschrei aus: „Was soll ich tun?" ')
In solchem Zustande ging er nach Hause und suchte die Angst seines Herzens, so lange wie er konnte, vor Weib und Kindern zu verbergen; da aber seine Unruhe zunahm, war es ihm nicht möglich, lange zu schweigen: deswegen schüttete er zuletzt sein Herz vor ihnen aus und sprach: O, liebe Frau und Liebe Kinder, ich muss euch sagen, es ist vorbei mit nur, denn es liegt mir eine schwere Last auf, und über dem habe ich in gewisse Erfahrung gebracht, dass die Stadt,') worin wir wohnen, durch Feuer vom Himmel verzehrt werden wird; bei dieser furchtbaren Zerstörung sollen wir aber Alle, ich, du liebe Frau und ihr meine süßen Kindlein, jämmerlich umkommen, ^) es sei denn, dass wir einen Weg ausfindig machten, auf dem wir dem Verderben entrinnen könnten, aber ich weiß keinen.

Durch diese Äußerungen wurden die Seinigen in schmerzliche Bestürzung vernetzt, aber nicht darum, weil sie glaubten, dass das, was er ihnen gesagt, wahr sei, sondern weil sie meinten, dass er verwirrt im Kopfe geworden. Sie hofften indessen, dass der Schlaf seine Sinne wieder in Ruhe bringen werde, und suchten ihn daher, indem gerade die Nacht kam, in aller Eile zu Bette zu bringen. Allem die Nacht war nicht minder beunruhigend für ihn wie der Tag/, und so brachte er sie, statt mit Schlafen, nur mit Seufzen und Weinen hin. Als die Seinigen ihn andern Morgens fragten, wie es ihm gehe? sagte er: es wird nur schlimmer und schlimmer! Auch sing er wieder an zu ihnen zu reden, wie Tags vorher; aber er predigte tauben Ohren. Nun nahmen sie sich vor, seine Seelenangst durch ein barsches und finsteres Benehmen gegen ihn zu vertreiben, und so kam es denn, dass sie ihn bald zum Gespött machten, bald ausschalten und bald sich gar nicht um ihn bekümmerten." aus 

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